Rotkehlchen erfreuen sich bei Vogelfreunden besonderer Beliebtheit. Denn sie bezaubern durch ihren Gesang und gelten als sehr zutraulich.
Sie zählen zu den Virtuosen unter den Singvögeln. Einige Individuen beherrschen ein Repertoire von über einhundert Strophen.
Im folgenden Video bekommt man einen guten Eindruck von Gesang und Federkleid.
Inhalt
Bestand & Verbreitung
Insgesamt wird der Rotkehlchenbestand auf 130 bis 200 Millionen Exemplare geschätzt (Vgl. IUCN Red List).
Rotkehlchen sind in ganz Europa verbreitet – vom Atlantik bis zum Ural und gelten als nicht gefährdet.
Sie sind Teilzieher, das heißt ein Teil der Population bleibt als Standvogel in den Brutgebieten. Dies ist z. B. in Österreich, der Schweiz und Deutschland der Fall.
Ein anderer Teil zieht im Winter aus Skandinavien und Osteuropa in den Mittelmeerraum, sowie nach Ägypten, Arabien und Persien.
Karte: Verbreitungsgebiet Rotkehlchen
Quelle: IUCN Red List of Threatened Species, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org
Der Rotkehlchenbestand wird in Deutschland auf 3,2 bis 4,1 Millionen Exemplare geschätzt (Vgl. Sudfeld et al.).
In Österreich sollen 0,7 bis 1,4 Millionen Paare brüten und in der Schweiz rund 450.000 bis 650.000 (Vogelwarte.ch).
Rotkehlchen Gesang & Aussehen
NABU-Zählungen
Bei der NABU Vogelzählung 2020 kam das Rotkehlchen in rund 50 % der beteiligten Gärten vor – mit rund 0,8 Vögeln pro Garten.
Sein Bestand gilt als stabil, wenngleich die Tiere in einigen Ländern noch immer vom Menschen gejagt und gegessen werden.
Lebensraum des Rotkehlchens
Rotkehlchen benötigen dichtes Unterholz, in dem sie sich verstecken und ihr Nest bauen können.
Sie bevorzugen Laub- und Mischwälder, Buschgruppen und dichtes „Gestrüpp“ aller Art (z. B. Brombeerbüsche).
Auch in Parks, Gärten und auf Grünanlagen mit reichlich Dickicht fühlen sie sich zu Hause – offene Grasflächen meiden sie hingegen.
Rotkehlchen lieben es zudem, sich zu baden und sie trinken häufig.
Daher bevorzugen sie Reviere, die reichlich Zugang zu sauberen Wasser bieten.
Video: Rotkehlchen beim Baden
In Städten findet man Rotkehlchen auch auf „Eh-da“ Flächen, wie Grüninseln und auch Mittelstreifenbegrünung.
Noch vor 200 Jahren wurden sie auch als Stubenvögel gehalten. Der Vater der Ornithologie in Deutschland Johann Friedrich Naumann berichtete ausführlich über die Haltung der Tiere.
Er beschreibt, wie früher in bestimmten Gegenden fast in jeder bewohnten Stube ein Rotkehlchen zu finden war. Dort machte es sich nützlich, indem es Fliegen und Spinnen fing.
Manch zutrauliches Tier wurde im Frühling freigelassen und kam von allein im Herbst wieder zurück in die menschliche Obhut.
Noch immer gelten Rotkehlchen als besonders zutraulich, da sie die Nähe zum Menschen nur wenig scheuen.
Video: Rotkehlchen Handfütterung
Verhalten
Rotkehlchen gelten als besonders kluge Vögel, die neugierig alles beobachten und schnell Neues lernen können.
Naumann berichtet zum Beispiel, dass gefangene Tiere – viel schwieriger als andere Arten – wieder einzufangen waren.
Durch ihre Fähigkeit zu lernen, lassen bzw. ließen sie sich gut abrichten und zähmen.
Video: Rotkehlchen reagiert auf Pfeifen
In der freien Natur beobachtet man Rotkehlchen manchmal in der Nähe größerer Säugetiere, wie z. B. bei Wildschweinen oder Hirschen. Denn sie fressen durch diese aufgescheuchte Insekten und suchen in den Fußstapfen nach Würmern.
Ähnliches beobachten auch Gärtner beim Umgraben ihres Gemüsegartens. Dabei kommen die Vögel dem Menschen manchmal ganz nah und picken Larven und Würmer aus dem frisch geöffneten Boden.
Zugverhalten: Teilzieher
Die meisten Rotkehlchen gelten als Standvögel. Sie bleiben also auch im Winter in ihren Brutrevieren.
Ein Teil der Tiere zieht jedoch im Winter in den Süden. Diese Vögel gelten als Kurzstreckenzieher.
Es wurde beobachtet, dass Stadtvögel seltener ziehen als Landvögel.
Wahrscheinlich liegt das daran, dass sie dort mehr Nahrung finden und es meist auch etwas wärmer ist.
Denn Rotkehlchen sind anfällig gegen Schnee und Frostperioden.
In einer reinen Schneelandschaft finden sie oft nicht genügend Nahrung und verhungern.
Daher profitieren sie im Winter von menschlichen Futterplätzen und finden sich häufig dort ein – meist allein und selten als Pärchen.
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Revierverhalten
Rotkehlchen leben in einer monogamen Saisonehe. Außerhalb der Brutsaison leben Männchen und Weibchen in getrennten Revieren, die sie gegen Artgenossen verteidigen.
Dabei kommt es zu teils heftigen Revierkämpfen – wie es im folgenden Video zu sehen ist.
Video: Rotkehlchen kämpfen
Die Vögel picken aufeinander ein und das kann so weit gehen, dass sie sich dabei verletzen. In seltenen Fällen können sie sich sogar töten. Rotkehlchen gelten daher als sehr unverträglich.
Die durchschnittliche Reviergröße von Rotkehlchen wird mit 6.000 m² (0,6 ha) angegeben.
Abhängig vom Nahrungsangebot variiert die Größe der Reviere von 2.000 bis 10.000 m² (0,2 – 1 ha).
Bewegung
Man beobachtet Rotkehlchen besonders im Frühling und Sommer in Bodennähe dabei, wie sie auf der Erde herumhüpfen. Dabei suchen die Tiere unter Laub nach Würmern, Schnecken und Insekten.
Typisch für Rotkehlchen ist zudem, dass sie häufig einen eigentümlichen „Knicks“ machen und dabei den Schwanz steil aufstellen.
Video: Paarung | Rituale
Häufig steht das Rotkehlchen ganz gerade und zeigt stolz seine rote Brust. Dabei hält es den Schwanz waagerecht und die Flügel hängen leicht nach unten.
Zum Singen und Ausruhen setzen sich Rotkehlchen meist in mittelhohe Bäume und Sträucher.
Natürliche Feinde
Wenngleich die Vögel viele Feinde haben, weichen sie diesen in der Regel geschickt aus.
Für die außergewöhnliche Klugheit der Tiere spricht nämlich auch, dass Rotkehlchen in Freiheit über 19 Jahre alt werden können (Quelle: EURING).
Da sie freie Flächen meiden und sich vorwiegend im Dickicht aufhalten, müssen sie auch Raubvögel kaum fürchten.
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Dennoch zählen Raubvögel wie z. B. Habicht, Sperber oder Falken zu ihren natürlichen Gegenspielern.
Gefährlicher hingegen sind ihre Feinde am Boden. Denn Rotkehlchen bauen ihr Nest direkt auf der Erde oder bodennah in einer versteckten Nische.
Dort sind Eier und Jungtiere eine leichte Beute für Raubsäuger, z. B.:
- Fuchs
- Baummarder
- Wiesel
- Igel
- Mäuse
- Katzen.
Vielerorts sind wilde oder frei laufende Katzen die vielleicht größte Bedrohung für das Nest.
Gesang & Stimme
Da die Tiere außerhalb der Brutzeit in getrennten Revieren leben, singen sowohl Männchen als auch Weibchen – fast das ganze Jahr hindurch.
Nur während ihrer Mauser im Spätsommer verstummen Rotkehlchen für einige Wochen.
Video: Rotkehlchen Gesang | 1 Stunde
Besonderheiten
Am kräftigsten singen die Männchen im Frühling. Damit werben sie um die Gunst der Weibchen.
Der Gesang der Weibchen ist dabei zurückhaltender und als leises Zwitschern zu hören.
Häufig singen Rotkehlchen besonders stark während der Morgen- und Abenddämmerung.
In Städten singen die Tiere mancherorts sogar nachts, wenn der Verkehrslärm beginnt abzunehmen.
Gesang
Der Reviergesang des Rotkehlchens besteht aus hohen, klaren Tönen mit einer abfallenden Tendenz.
Bezeichnend ist zudem ein Laut, der an ein Flöten erinnert.
Rotkehlchen Reviergesang
Besonders beeindruckend ist beim Rotkehlchen die Vielfalt, mit der Lieder vorgebracht werden. Mancherorts soll man sogar mehr als hundert Strophen hören können.
Vermutlich soll die Varianz im Gesang mehrere Individuen vortäuschen und so Artgenossen effektiver aus dem Revier verschrecken.
Rufe
Zudem haben sie verschiedene Rufe, mit denen sie sich zum Beispiel vor Feinden warnen.
Dazu zählt ein scharfes „Zizizik“, das aus einer hohen und langen Reihe von Ziks und/oder Ticks besteht. Es deutet oft auf einen Feind am Boden hin.
Video: mit „Zizizik“ Ruf
Feinde aus der Luft und manchmal auch Menschen, werden mit einem „Zieh“ oder „Sieh“ angezeigt.
Über 3.000 Aufnahmen des Gesangs und der Rufe des Rotkehlchens findet man hier: Xeno-canto.org.
Rotkehlchen ansiedeln & fördern
Rotkehlchen sind relativ leicht in den Garten zu locken.
Sie suchen nicht nur im Herbst und Winter Futterplätze auf, sondern lassen sich auch durch eine Ganzjahresfütterung an ein Revier binden.
Rotkehlchen lieben schattiges und geschütztes Gehölz – offene Gärten und Rasenflächen meiden sie.
Zudem brauchen sie eine geschützte Nische, in der sie ihr bodennahes Napfnest bauen können.
Manchmal nehmen sie auch künstliche Nisthilfen an: Halbhöhlen, liegengelassene Kannen, Kessel und sogar Briefkästen.
Video: Rotkehlchennest in Halbhöhle
Um Rotkehlchen langfristig anzusiedeln, ist es förderlich vielfältige Büsche und Beerensträucher anzupflanzen. Auch Reisig- und Totholzhaufen können Schutz bieten.
Ohne eine Wasserstelle für die Tiere ist jedoch alle Mühe vergeblich. Denn eine Vogeltränke oder eine andere Wasserquelle sind für die Tiere unersetzlich.
Mehr Informationen zum Thema hier: Rotkehlchen anlocken und im Garten ansiedeln.
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Steckbrief | Datenblatt
Grunddaten | |
Körpergröße | 14 cm |
Gewicht | 18 g |
Spannweite | 21 cm |
Durchschnittsalter |
unbekannt
|
Alter Max |
19 Jahre 4 Monate (EURING)
|
Bestand gesamt |
130 – 200 Millionen (IUCN)
|
Bestand Deutschland | 2 – 4 Millionen |
Bestand Österreich |
250.000 – 500.000
|
Bestand Schweiz |
450.000 – 600.000
|
Habitat |
Laub- & Mischwald, Parks, Gärten
|
Höhenlage |
Bis etwa 1600 Meter
|
Nahrung |
Wirbellose: Spinnen & Insekten | Beeren & Früchte
|
Status |
nicht gefährdet, stabil
|
Brut | |
Brutzeitraum | April – Juli |
Bruten pro Jahr | 2 |
Brutdauer | 13-14 Tage |
Brutplätze |
Bodennahe Nischen
|
Nistplatzwahl | Unbekannt? |
Wer baut? | Weibchen |
Wer brütet? |
Weibchen & Männchen
|
Wer füttert? | Beide Eltern |
Nest | |
Nesthöhe |
bodennah selten bis 7,5 Meter
|
Nistmaterial |
Moos, Blätter, Grashalme, Stängel, Haare
|
Gelegegröße | 4 – 7 Eier |
Eigröße | 20 × 15 mm |
Eigewicht | 2,4 g |
Eifarbe |
weiß (gelblich, bläulich) rotbraune Flecken
|
Küken/Junge | |
Futter | Insekten |
Flügge | 13 – 15 Tage |
Selbstständig |
14 bis 20 Tage später
|
Geschlechtsreif | mit ~1 Jahr |
Feinde |
Bodenräuber (z. B. Katzen)
|
Bruterfolg | ~ 50 % |
Färbung | |
Flügel | Olivbraun |
Bauch |
Weiß-grau, Brust orange-rot
|
Rücken | Olivbraun |
Schwanz | Olivbraun |
Kopf |
Kappe Olivbraun, Stirn & Kehle orange/rot
|
Schnabel | Spitz, braun |
Schwanz | Olivbraun |
Bürzel | Weiß-grau |
Füße |
Braun, hornfarben
|
Augen |
Schwarze Knopfaugen
|
Jungtiere |
Gescheckt, braun – gelb/grün, kein Rot
|
Weitere Vögel erkennen und beobachten:
Dompfaff / Gimpel | Kleiber |
Buchfink | Zilpzalp |
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Schön, dass es Sie gibt!
Wir haben seit Jahren ein Rotkehlchen im Garten. Wir füttern es mit Haferflocken, Rosinen und kleingehackten Nüssen (im Winter). Auch im Frühjahr kommt es auf seinen angestammten Futterplatz. Es folgt meinem MANN sogar in die Gartenlaube und bettelt. Es singt sehr schön, manchmal wispert es leise. Es merkt sofort, wenn jemand den Garten betritt. Es ist ein Naturgarten , in dem es sich wohl fühlt.
In den letzten Wochen hat es sich gar gemacht, kam immer nur kurz vorbei und sah manchmal gerupft aus.
Seit einer Woche hat es sich nicht mehr sehen lassen. Wo ist es? Wir vermissen es!
Eine Meise, die mein Mann Apollo genannt hat, kommt immer noch…
Hallo Regine,
es könnte sein, dass ein anderes Rotkehlchen sich das Revier erkämpft hat.
Dafür spricht, dass ihr Rotkehlchen manchmal etwas abgekämpft aussah.
Doch dies ist nur Spekulation und vielleicht haben Sie ja Glück und ihr Rotkehlchen kommt bald schon zurück!
Trotz allem weiterhin eine schöne Zeit im Garten und viel Freude bei der Vogelbeobachtung!
Alex
Vielen Dank für Ihre umfangreiche und gut verständliche Beschreibung, all unsere Fragen zum Rotkehlchen sind beantwortet worden. Ihnen ein schönes Gartenjahr 2022